Der Alltag deiner Kund:innen spielt sich längst nicht mehr in klar abgegrenzten Kanälen im E-Commerce ab. Sie wechseln nahtlos zwischen Smartphone, Laptop und Ladengeschäft, vergleichen Preise unterwegs und erwarten, dass ein Produkt verfügbar ist, egal wo der Impuls zum Kauf entsteht. Genau in dieser neuen Realität verschwimmen die Grenzen zwischen digitalem und physischem Handel und es entsteht ein Einkaufserlebnis, das nicht mehr getrennt betrachtet werden kann. Connected Commerce beschreibt diesen Wandel und zeigt, wie Händler:innen durch vernetzte Prozesse flexibler, relevanter und kundenorientierter handeln können.
Was ist Connected Commerce?
Connected Commerce beschreibt die nahtlose Verknüpfung aller Online- und Offline-Kanäle eines Unternehmens. Kund:innen können dadurch über Website, App, Social Media oder im Laden ein einheitliches Einkaufserlebnis nutzen, während Händler:innen Bestände, Daten und Prozesse zentral steuern.
Warum ist Connected Commerce heute so wichtig?
Der Handel bewegt sich in einem Umfeld, in dem Kund:innen permanent zwischen Kanälen wechseln und dabei ein konsistentes Erlebnis erwarten. Sie informieren sich online, lassen sich im Laden beraten, bestellen später per Smartphone oder prüfen vorab die Verfügbarkeit eines Produkts in einer Filiale. Dieser Wechsel passiert fließend und oft ohne bewusste Entscheidung. Genau deshalb reicht es nicht mehr aus, einzelne Verkaufskanäle isoliert zu optimieren.
Connected Commerce gewinnt an Bedeutung, weil er diese veränderte Erwartungshaltung direkt adressiert. Händler:innen können Daten, Prozesse und Touchpoints miteinander verknüpfen und so ein einheitliches Einkaufserlebnis schaffen – unabhängig davon, wo der Kaufimpuls entsteht. Gleichzeitig sorgt die Integration von Inventar, Zahlungsabwicklung und Kundendaten dafür, dass auch betriebliche Abläufe effizienter werden.
Verändertes Konsumentenverhalten, technologische Fortschritte und der Wunsch nach personalisierten Angeboten verstärken diesen Trend zusätzlich. Connected Commerce wird dadurch zu einem zentralen Baustein moderner Handelsstrategien und entscheidet zunehmend darüber, welche Unternehmen flexibel auf Marktveränderungen reagieren können.
Was macht Connected Commerce aus?
Connected Commerce beschreibt weit mehr als die parallele Nutzung verschiedener Vertriebskanäle. Im Kern geht es darum, digitale und physische Touchpoints so miteinander zu verbinden, dass Kund:innen ohne Brüche zwischen ihnen wechseln können. Alle relevanten Systeme – vom Warenbestand über Zahlungsprozesse bis zu Kundendaten – arbeiten im Hintergrund zusammen und schaffen ein einheitliches Einkaufserlebnis. Für Händler:innen entsteht dadurch ein Modell, das flexibel, effizient und stark kundenorientiert ist.
In der Praxis zeigt sich Connected Commerce durch eine Reihe konkreter Anwendungsfälle, die du möglicherweise bereits aus dem eigenen Alltag kennst:
Click & Collect / Click & Reserve
Bei Click & Collect bestellen Kund:innen online und holen ihre Bestellung im stationären Geschäft ab. Diese Form des kanalübergreifenden Einkaufs ist eine der bekanntesten Varianten des Connected Commerce und wird häufig auch mit dem ROPO-Effekt (research online, purchase offline) verbunden.
Kund:innen profitieren von Flexibilität und sparen Versandkosten, während Händler:innen Logistikkosten reduzieren und gleichzeitig zusätzliche Ladenbesuche generieren. Eine Erweiterung davon ist Click & Reserve: Produkte können online reserviert und später vor Ort bezahlt werden.
Return-in-Store
Return-in-Store funktioniert als Gegenstück zu Click & Collect: Ein online gekauftes Produkt wird im Laden zurückgegeben. Gerade in Märkten mit hoher Retourenquote ist das ein großer Vorteil, weil Verpackungsmüll, Transportwege und Kosten reduziert werden. Für Kund:innen bleibt die Retoure unkompliziert, sofern sich ein Geschäft in der Nähe befindet. Händler:innen gewinnen gleichzeitig die Möglichkeit, Kund:innen bei der Rückgabe erneut im Laden zu begrüßen – oft mit positivem Effekt auf Zusatzkäufe.
Instore Navigation und digitale Unterstützung im Geschäft
Connected Commerce endet nicht an der Ladentür. In vielen Filialen kommen digitale Lösungen zum Einsatz, die Kund:innen durch den Kaufprozess führen:
- Tablets oder Displays zeigen Verfügbarkeit und Standort von Produkten in Echtzeit.
- Self-Checkout-Lösungen ermöglichen einen schnellen, eigenständigen Bezahlvorgang.
- Digitale Produktinformationen ersetzen gedruckte Flyer und ermöglichen eine direkte, kontextbezogene Beratung.
Solche Anwendungen finden sich oft in großen Geschäften, werden aber zunehmend auch für kleinere Händler:innen attraktiv. Sie schaffen Transparenz, reduzieren Wartezeiten und entlasten das Personal.
Einheitliche Daten und nahtlose Kundenerlebnisse
Neben den sichtbaren Funktionen lebt Connected Commerce vor allem von der dahinterliegenden Datenstruktur. Kund:innen erwarten, dass Warenkörbe, Wunschlisten, Gutscheine oder Loyalty-Programme überall gleich funktionieren – ob im Onlineshop, in der App oder im stationären Store. Eine integrierte Datenbasis ermöglicht personalisierte Empfehlungen, konsistente Preise und einen reibungslosen Übergang zwischen Kanälen.
Vorteile für Händler:innen und Kund:innen
Connected Commerce schafft Mehrwert auf beiden Seiten: Für Händler:innen verbessert sich die betriebliche Effizienz und der Zugang zu datengetriebenen Entscheidungen, während Kund:innen ein bequemeres, transparenteres und flexibleres Einkaufserlebnis erhalten. Die wichtigsten Vorteile im Überblick:
Vorteile für Händler:innen
- Höhere betriebliche Effizienz: Durch die Vernetzung von Online- und Offline-Systemen greifen alle Prozesse ineinander. Inventardaten stehen in Echtzeit zur Verfügung, Bestellungen werden zentral verwaltet und Warenbewegungen lassen sich genauer planen. Das reduziert Fehler, senkt Kosten und erleichtert den Arbeitsalltag im Filial- und E-Commerce-Betrieb.
- Mehr Umsatz durch nahtlose Customer Journeys: Wenn Kund:innen flexibel zwischen Kanälen wechseln können, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Kaufabbrüchen. Funktionen wie Click & Collect oder kanalübergreifende Warenkörbe führen dazu, dass mehr Transaktionen erfolgreich abgeschlossen werden. Oft steigt auch der durchschnittliche Warenkorbwert, weil zusätzliche Verkaufsimpulse im Laden oder digital entstehen.
- Bessere Datenbasis für Entscheidungen: Durch die kanalübergreifende Zusammenführung von Kundendaten erkennen Händler:innen schneller Trends, Vorlieben und Engpässe. Diese Informationen stärken Sortimentsstrategie, Marketingplanung und Personalisierung, ohne separate Datensilos.
- Stärkere Kundenbindung: Ein konsistentes Einkaufserlebnis über alle Berührungspunkte hinweg sorgt dafür, dass Kund:innen häufiger zurückkehren. Loyalty-Programme, personalisierte Angebote oder individuelle Empfehlungen greifen kanalübergreifend und werden dadurch relevanter.
- Kostenreduzierung in Logistik und Retouren: Modelle wie Click & Collect oder Return-in-Store verringern Versand-, Verpackungs- und Retourenkosten. Gleichzeitig verkürzen sich Lieferprozesse und Lagerbestände lassen sich effizienter einsetzen.
Vorteile für Kund:innen
- Mehr Flexibilität beim Einkauf: Kund:innen entscheiden selbst, ob sie online bestellen, im Laden abholen, Produkte vorab reservieren oder Retouren vor Ort abgeben. Das Einkaufserlebnis richtet sich nach ihren Bedürfnissen – nicht nach den Strukturen des Händlers bzw. der Händlerin.
- Transparenz und Verlässlichkeit: Echtzeitinformationen zu Verfügbarkeit, Preisen, Lieferzeiten oder Abholoptionen schaffen Sicherheit. Kund:innen können besser planen und erleben weniger Frustration bei ausverkauften Produkten oder langen Wartezeiten.
- Bequemlichkeit in allen Phasen der Customer Journey: Ob Inspiration, Vergleich, Kauf oder Rückgabe – Connected Commerce ermöglicht es, jeden Schritt auf dem bevorzugten Kanal zu erledigen. Gerade im mobilen Alltag ist das ein großer Vorteil.
- Personalisierte Angebote und Empfehlungen: Wenn Daten sinnvoll verknüpft werden, entstehen relevantere Inhalte: passende Produktempfehlungen, abgestimmte Aktionen oder personalisierte Kommunikation. Das macht den Einkauf effizienter und angenehmer.
- Konsistentes Markenerlebnis: Gleiche Preise, gleiche Services, derselbe Warenkorb und dieselben Kundendaten – unabhängig davon, wo der Einkauf stattfindet. Kund:innen erleben die Marke als verlässlich und durchgängig, was Vertrauen schafft.
Herausforderungen und Voraussetzungen
Connected Commerce ist mehr als nur Marketing: Es erfordert organisatorische und technische Umsetzung. Typische Hürden sind:
- Datenintegration & Silos: Unterschiedliche Systeme (Lager, POS, Onlineshop, CRM) müssen verknüpft werden. Ohne konsequente Datenstrategie entsteht keine wirklich einheitliche Customer Journey.
- Technologie & Infrastruktur: Moderne POS-Systeme, Mobile Payment, digitale Wallets oder Apps sind oft nötig, damit Online- und Offline-Kanäle nahtlos funktionieren.
- Organisatorische Silos in Unternehmen: Vertrieb, E-Commerce, Marketing und Filialbetrieb müssen über Kanäle hinweg zusammenarbeiten. Nur so entsteht eine echte kanalübergreifende Strategie.
- Datenschutz & Vertrauen: Gemeinsame Kundendaten erfordern verantwortungsvollen Umgang und Transparenz.
So kannst du Connected Commerce in deinem Shop umsetzen
Wenn du selbst einen Onlineshop betreibst (z. B. auf Shopify), lohnt es sich, Connected Commerce nicht als „nice-to-have“, sondern als strategisches Konzept anzugehen:
- Verschaffe dir eine Bestandsaufnahme deiner Kanäle: Welche Touchpoints existieren (Website, Mobile, Social, ggf. Filialen)? Wo gibt es Daten- oder Funktionssilos?
- Setze auf Kanalintegration: Sorge dafür, dass Kundenkonten, Zahlungsabwicklung, Inventar und Kundendaten kanalübergreifend funktionieren.
- Biete kanalübergreifende Services: BOPIS/Click & Collect, Click & Reserve, Rückgabe im Laden, synchronisierte Preise und Angebote.
- Nutze Kundendaten für Personalisierung und Customer Journey Optimierung mit Blick auf Datenschutz und Vertrauen.
- Sorge für organisatorische Abstimmung: Teams für E-Commerce, IT, Vertrieb und Marketing müssen zusammenarbeiten, um Connected Commerce effektiv umzusetzen.
Ausblick in die Zukunft
Connected Commerce wird sich in den kommenden Jahren weiter zu einem zentralen Fundament des Handels entwickeln. Kund:innen bewegen sich zunehmend selbstverständlich zwischen digitalen und physischen Umgebungen, und diese Erwartungshaltung wird sich weiter verstärken. Für Händler:innen bedeutet das: Die Grenzen zwischen E-Commerce, Social Commerce, Marktplätzen und stationärem Handel werden noch fließender, während Prozesse, Daten und Systeme stärker zusammenrücken müssen.
Technologische Entwicklungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Echtzeit-Inventarsysteme, moderne POS-Architekturen, automatisierte Fulfillment-Prozesse und personalisierte Produktempfehlungen werden künftig nicht nur ein Wettbewerbsvorteil sein, sondern als Standard vorausgesetzt werden. Auch der Einsatz von KI wird im Hintergrund eine immer größere Rolle spielen, um Nachfrageprognosen zu verbessern, Sortimente dynamisch anzupassen oder individuelle Kundenerlebnisse zu optimieren.
Parallel dazu wird die Bedeutung mobiler Endgeräte weiter steigen. Kund:innen erwarten, dass alle Services – von der Produktsuche bis zum Bezahlvorgang – jederzeit auf dem Smartphone verfügbar sind. Self-Checkout, digitale Kundenkarten, Instore-Navigation oder mobile Loyalty-Programme werden dadurch zu wichtigen Bausteinen eines vernetzten Einkaufserlebnisses.
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Verschmelzung von Online-Content und Commerce. Inspiration, Produktentdeckung und Kauf werden immer häufiger in sozialen Netzwerken, Videoformaten oder Livestreams ausgelöst. Händler:innen, die diese Formate nahtlos mit ihrem Onlineshop und stationären Angeboten verknüpfen, schaffen ein konsistentes Markenerlebnis über alle Touchpoints hinweg.
Langfristig wird Connected Commerce somit weniger ein Projekt als vielmehr eine kontinuierliche strategische Ausrichtung sein. Erfolgreich sind diejenigen Unternehmen, die ihre Prozesse flexibel gestalten, Daten intelligent nutzen und den Fokus konsequent auf ein kanalübergreifendes Kundenerlebnis legen.
Fazit
Connected Commerce zeigt, wie stark sich der Handel durch Digitalisierung verändert und welche neuen Möglichkeiten daraus entstehen. Für Händler:innen bedeutet das, Prozesse und Ziele klar auszurichten und flexibel auf ein Kaufverhalten zu reagieren, das heute schneller und vielseitiger ist als je zuvor. Schnelligkeit in der Umsetzung, vernetzte Systeme und ein konsequent kundenzentrierter Ansatz werden dabei zu entscheidenden Erfolgsfaktoren. Wer diese Elemente kombiniert, schafft Einkaufserlebnisse, die kanalübergreifend überzeugen und langfristig Wettbewerbsvorteile sichern.





